Gedankengänge – Fortschritt bis zum Schluss?

Den Menschen gibt es in der uns bekannten Form seit etwa 200.000 Jahren auf der Erde. In Israel ist sogar ein Zahn entdeckt worden, der vermutlich von einem Menschen stammt, der vor fast 400.000 Jahren gelebt hat. Wenn man nun bedenkt, das sich der Homo Sapiens die ganze Zeit über seit damals stetig weiterentwickelt hat, neues gelernt hat, Kolonien gebildet, das Feuer entdeckt, Werkzeuge entwickelt und schließlich die Elektrizität entdeckt hat, möchte man eigentlich meinen, das der Fortschritt unserer Spezies sich im Verhältnis zum Erd-Alter rasend schnell entwickelt hat. Nur bis zu diesem Punkt sind etwa 200.000 Jahre vergangen, in denen wir nur langsam, Schritt für Schritt, voran gekommen sind. Der wirkliche Quantensprung hält nun erst seit etwa 300 Jahren an.

Bild: hs-fulda

Auf einmal beschleunigte sich der Fortschritt massiv: 1810 erzeugte der Chemiker Humphry Davy zwischen zwei Kohlestiften, die mit einer Batterie als Stromversorger verbunden waren, einen Lichtbogen und schuf damit eine der ersten Glühbirnen; um 1844 installierte Louis Joseph Deleuil in Paris auf dem Place de la Concorde mit Bogenlicht die erste öffentliche Beleuchtung; wenig später wurde Strom industriell eingesetzt und schon folgten in kurzen Abschnitten das Fernsehgerät, Computer usw. Diese sehr grobe Zusammenfassung soll nur veranschaulichen, was der Mensch in den letzten 200 – 300 Jahren im Vergleich zu den letzten 200.000 Jahren für einen gewaltigen Sprung nach vorne gemacht hat. Vor nicht allzu langer Zeit hausten wir noch in Höhlen und mussten jagen, um etwas zu Essen zu haben. Heute sitzen wir in Millionenstädten in High-Tech – Wohnungen und bestellen alles, was wir so brauchen, im Internet.

Es würde mich interessieren, wie lange dieser rasante Fortschritt noch anhält. Als ich noch ein Kind war, Waren Computerbildschirme noch Schwarz-Weiß und es hatte vielleicht nur jeder zehnte einen zu Hause stehen. Jetzt, beinahe 25 Jahre später, wird die ganze Welt von intelligenten Computern gesteuert. Dadurch, dass unsere Weiterentwicklung ja zudem exponentiell ansteigt, müssten wir in 150 – 200 Jahren in einer unvorstellbar hochtechnisierten Welt leben, mit Erfindungen und Entdeckungen, die wir uns heute nicht mal vorstellen können. Ich kann nur hoffen, das die Wissbegier der Menschen, ihr euphorisches Forschen und suchen nach Antworten, sie nicht an einen Punkt bringt, der uns entweder Jahrhunderte zurück wirft oder uns gar auslöscht. Wir entdecken ja nicht nur nützliche Neuheiten, die uns den Alltag erleichtern… Wir forschen auch an Kernspaltung, biologischen Waffen und dringen immer tiefer in die menschliche Psyche ein… Sollte nur eine unserer gefährlichen Entdeckungen in die falschen Hände gelangen, kann es sehr schnell vorbei sein…

Trotzdem erfreue ich mich immer wieder an dem stetig wachsenden Fortschritt und den Neuheiten, die Tag für Tag eintreffen. Ich hoffe ich lebe lange genug, um noch die Eine oder Andere große Erfindung bzw. Entdeckung mit zu erleben, die mit Sicherheit nicht mehr lange auf sich warten lassen. Es schadet denke ich aber trotzdem nicht, sich ab und an mal ein paar Gedanken darüber zu machen, was um uns herum in welcher Geschwindigkeit alles passiert. Nachdem alles immer noch flinker von Statten geht, verlieren wir das Gespür für den Moment, die Ruhe der Gegenwart, die Schönheit eines Moments. Es kann nicht gut für uns sein, dass wir uns immer schneller vorwärts bewegen. Also einfach mal durchatmen, hinsetzen und nur einen einzigen Moment bewusst in der Gegenwart verbringen…

Über stellariumblog

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3 Antworten zu Gedankengänge – Fortschritt bis zum Schluss?

  1. Ronny schreibt:

    Ist ein Quantensprung nicht etwas sehr kleines? Zumindest Quanten sind klein und so ein Sprung von einem Energieniveau zum anderen ist auch nicht besonders.

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    • stellariumblog schreibt:

      Hey Ronny,

      das Gegenteil ist der Fall. Als Quantensprung wurde in der Physik früher der sprunghafte Übergang von einem physikalischen Zustand in einen anderen bezeichnet, ohne das dabei ein Zwischenzustand eingetreten ist. Heute steht der Begriff prinzipiell für eine ganz neue Idee oder einen gewaltigen Fortschritt – soweit zumindest mein Wissensstand 😉

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  2. astrozwerge schreibt:

    Ich denke, daß mit den großen Erfindungen ist so eine Sache. Wenn man merken kann, daß es eine war, ist sie so selbstverständlich, daß man die Bedeutung nicht mehr richtig wahr nimmt. Internet, Handy, … schon ziemlich große Erfindungen, oder? Ich gebe dir vollkommen Recht, wir sollten uns immer mal wieder die Bedeutung klar machen und auch begreifen, daß es vor nicht allzu langer Zeit auch ohne ging.

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